Damals im Westen
Der Roman von Yade Kara handelt von der Wende. Wie sie ein T?rke in Berlin erlebt hat - und von den Klischees, die immer bleiben werden
von Cornelia Geissler Spiele-Box direkt bestellen
[…] Sie erz?hlt von einem jungen Mann, der es zum Mauerfall in Istanbul nicht mehr aush?lt und nach Berlin geht. "Selam Berlin" hei?t "Willkommen Berlin". Der 19-j?hrige Hasan Kazan will wissen, was los ist in der Stadt und geht zun?chst in seinen alten Kiez nach Kreuzberg. Sein Vater, der in der Adalbertstra?e ein Reiseb?ro betreibt, hat sich ver?ndert. […]"Vielleicht ist es bei den Berlinern nicht unbedingt so", sagt sie, "aber au?erhalb der Stadt haben viele Leute diese Verbindung im Kopf: T?rke-Kreuzberg. Ich m?chte einfach nicht, dass solche Bilder noch einmal in Granit gehauen werden." […] Tats?chlich kann man das Buch als einen Schelmenroman lesen. Der unbedarfte Hasan schlittert durch die deutsch-deutschen Ereignisse. […] Was antwortet Yade Kara, wenn sie nach ihrer Heimat gefragt wird? "Wer fragt denn so was?", antwortet Kara, "Werden Sie gefragt, was Ihre Heimat ist?" […] Hasan Kazan gibt sich in Istanbul als Berliner und f?hlt sich in Berlin auf seine t?rkische Herkunft reduziert. Trifft er selbst auf eine Gruppe von Menschen, taxiert er, wer aus Ost- und wer aus Westberlin kommt. Es ist ein Schock f?r ihn, dass sein Vater zu Mauerzeiten ein heimliches Verh?ltnis im Osten pflegte, das ihm nun einen fast erwachsenen Bruder beschert. Und w?hrend er an seiner Identit?t herumr?tselt, ver?ndert sich die Stadt um ihn herum. Als der erste Golfkrieg droht, kann das Reiseb?ro seines Vaters gar nicht alle Bestellungen von Istanbul-Reisen erf?llen. Ist Hasan T?rke? Deutscher? Deutscht?rke? "Da leben Leute bald vierzig Jahre hier, und die Deutschen machen immer noch so ein Heckmeck um die Herkunft", sagt Yade Kara. "Ist es nicht egal, ob jemand deutscher oder t?rkischer Abstammung ist?" In Gro?britannien spreche man l?ngst von der "third Culture generation", von der Generation der dritten Kultur, Menschen indischer oder indonesischer Abstammung, die einen britischen Pass haben. "F?r sie ist die Frage nach der Heimat nicht relevant", behauptet die Autorin. "Und das kommt mit dem neuen Europa auch auf Deutschland zu. Dann arbeiten und leben hier Leute mit franz?sischen oder spanischen Hintergrund, und die m?ssen sich nicht mehr rechtfertigen."[…] Die t?rkischst?mmige Yade Kara sagt, mit ihrem Leben habe der Roman nichts zu tun. "Null, absolut nichts."
Berliner Zeitung, 11. M?rz 2003 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2003/0311/seite3/0001/index.html
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