Mauerfall

Der andere und der fremde Au?enseiter: T?rkische Nachkommen im wiedervereinigten Deutschland, von Nevim ?il
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Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten im Jahr 1990 kreierte nicht nur eine territoriale Vergr??erung Deutschlands, sondern f?hrte auch zu einer Verfestigung und somit Konservierung eines Deutschland-Begriffs, welcher das ethnische Abstammungsver- st?ndnis in den Vordergrund r?ckte. Daf?r wurde die anf?nglich als DDR-Revoltesatz zu verstehende Parole: ?Wir sind das Volk? in einen deutsch-deutschen Wiedervereinigungssatz ?Wir sind ein Volk? umformuliert. Das Volk stellt hier das ethnisch definierte deutsche Volk dar. Der Wiedervereinigungssatz sollte zum Zusammenwachsen der beiden deutschen Staaten beitragen und somit das Ende des kalten Krieges unterstreichen. Doch wandelte sich die anf?ngliche Euphorie ?ber das Zusammenf?hren von Familien und Verwandten in k?rzester Zeit in ihr Gegenteil. Die Wahrnehmung von Differenzen, Unmut, Unverst?ndnis und Misstrauen ersetzten die Freude ?ber die Wiedervereinigung. Die ostdeutsche, sozialistische Vergangenheit machte die neuen deutschen B?rger in den Augen ihrer westdeutschen Br?der und Schwestern unf?hig, sich in eine freie, demokratische Gesellschaft einzugliedern. Als Indiz hierf?r diente die Angst der Ostdeutschen gegen?ber Ver?nderungen und ihre ?berm??ige Ablehnung von anders aussehenden Menschen, den sogenannten Migranten. Die Anders- und Fremdartigkeit von Migranten wurde in den Wendejahren verst?rkt hervorgehoben, und somit eine Differenz zwischen ihnen und der deutschen Gesellschaft gezogen. Nicht ihre angestrebte Eingliederung, sondern ihre vermeintliche Gefahr f?r die deutsche Gesellschaft stand nun im Vordergrund. Der Wiedervereinigungsprozess f?hrte zu einer tiefen Spaltung zwischen der (west-)deutschen Gesellschaft und den Migranten. Die Wiedervereinigungsphase hat gleich auf mehreren Ebenen zu einer Ver?nderung im Umgang mit und in der Wahrnehmung von Au?enseitern gef?hrt. Die Ver?nderung des sozialen Gef?ges wandelte die Zwei-Gruppenkonstellation (West-/Nichtdeutsche) in eine Drei-Gruppen-Konstellation (West-/Ost-/Nichtdeutsche) und dr?ngte somit zur Neupositionierung der Gruppen. Klaus J. Bade pointiert zutreffend zur neuen politischen Lage Deutschlands, das es ?Zusatzbelastungen durch den Vereinigungsprozess in einer neuen Einwanderungssituation [gibt], in der sich nicht nur Deutsche und Ausl?nder oder Einheimische und Fremde begegnen, sondern auch einheimische Ausl?nder und fremde Deutsche?.

erschienen in: Ifade (Hg.): Insider-Outsider. Bilder, ethnisierte R?ume und Partizipation im Migrationsprozess. Bielefeld 2005, transcript-Verlag, S. 58


 Ausschnitte aus den Interviews

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