Yagmur Y., die in ihrer Haltung sehr resolut und die etablierte Gesellschaft kritisierend auftritt, unterstreicht indes, dass die Wiedervereinigung auch zum Perspektivwechsel hinsichtlich der eigentlichen Position der t?rkischen Au?enseiter gef?hrt habe:
?Dann hat man pl?tzliche angefangen, mehr t?rkisch zu reden oder mehr t?rkische Musik zu h?ren, oder sich mit T?rken abzugeben. Ganz klar, wenn es jemanden ins Gesicht geschmissen wird, dass man Ausl?nder ist, besch?ftigt man sich irgendwann damit. Als ich mich damit besch?ftigt hatte mit 13, 14, war es mir auch viel lieber, weil ich irgendwelche Elemente dort gesehen hab, die ich bei den Deutschen tats?chlich nicht gesehen habe, und vielleicht h?tte ich das nie erfahren, wenn man mir das nie gesagt h?tte >du bist Ausl?nderin und es wird ein Einb?rgerungsgesetz geben, ihr seid Gastarbeiter<. Wenn es diese ganzen Debatten nicht gegeben w?re, w?rden, w?rde ich vielleicht gar nicht dar?ber nachgedacht haben.? (S.69)
[...]
Viele Interviewpartner/-innen
berichteten von der Konfrontation mit ihrem Fremdsein. Die
wahrgenommene Differenz zwischen ihnen als t?rkischen Nachkommen und
der deutschen Bev?lkerung f?hrte viele in ein emotionales Desaster. Sie
wurden zu soziopolitischen T?rken gemacht. Ufuk K., der sich bis zur
Vereinigung immer als Deutscher gef?hlt habe, verdeutlicht, wie sich
nun dieses Gef?hl ver?ndert habe:
?Wenn mich jemand fragt, ob ich
Deutscher oder T?rke bin, w?rde ich immer sagen ich bin T?rke. Obwohl
ich eigentlich mit dem T?rkischsein so viel hab wie vielleicht zwanzig
Prozent von mir sind noch t?rkisch, aber das ist eher die Minderheiten
und ich f?hl mich auch eher zu der Minderheit hingezogen als zu, zu den
Anderen.? (S.71)
Nevim ?il: Der andere und der fremde Au?enseiter: T?rkische Nachkommen im wiedervereinigten Deutschland, erschienen in: Ifade (Hg.):
Insider-Outsider. Bilder, ethnisierte R?ume und Partizipation im
Migrationsprozess. Bielefeld 2005, transcript-Verlag