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Wissensbilanzierung als Instrument der Partizipation
Der Mitteleinsatz für die Produkte und Dienstleistungen (wissensintensiver KMUs) bestimmt sich zu einem größeren Anteil und in zunehmender Weise aus immateriellen Faktoren,
die gegenüber materiellen Faktoren andere Analyseverfahren benötigen. Diese Unternehmen sind im Vergleich zu klassischen Gewerben noch stärker davon abhängig, ihre Wissensbasis fortlaufend weiter zu entwickeln und an den Bedarf der Kunden anzupassen. Als Voraussetzung dafür besteht auf strategischer Ebene Bedarf, das intellektuelle Kapital des Unternehmens zu beschreiben und zu bewerten.
Dies beinhaltet spezifische Anforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die innerbetriebliche Kommunikation und Kooperation. Die Organisationsentwicklung von wissensintensiven KMU – sei sie in einem expliziten Prozess verankert oder nur implizit sichtbar – kann diesen Herausforderungen wirksam begegnen, indem sie folgende Thesen aufgreift:
1. Eine partizipative Grundausrichtung des Unternehmens und eine partizipativ gestaltete Weiterentwicklung fördern Wissenpotenziale, Innovation und Identifikation.
2. Partizipation und Wissensmanagement bilden, konsequent und nachhaltig umgesetzt, eine natürliche Symbiose. Wissensmanagement funktioniert nur mit ausreichend Partizipation und umgekehrt wird diese durch die Entwicklung des Wissensmanagement produktiv gefördert.
3. Partizipation im Rahmen von Wissensmanagement gelingt nachhaltiger, wenn verschiedene partizipative Methoden miteinander kombiniert und bereits in der Analysephase und für die strategische Orientierung eingesetzt werden.
4. Wissensintensive KMU haben gegenüber Großunternehmen Aufholbedarf beim systematischen Umgang mit Wissen. Sie können die spezifischen Vorteile ihrer häufig flachen Kommunikationsstrukturen effizient für partizipative Prozesse nutzen.
// Ammermann, Rainer 2009: Methodenkombination und Wissensbilanzierung als Instrumente der Partizipation in wissensintensiven KMU. Online im Internet: http://www.bui.haw-hamburg.de/haiss-vol1.html
Wissensgemeinschaften
Wissensgemeinschaften sind Knoten für den Austausch und die anwendungsorientierte Interpretation von Informationen. Die Mitglieder haben ein gemeinsames Verständnis von einem Thema. Daher wissen sie, was weiterkommuniziert werden sollte und was nicht. Sie wissen, wie Informationen in nützlicher Art und Weise präsentiert werden können. Sie sind daher auch dazu geeignet, Wissen über Organisationsgrenzen hinaus zu verbreiten.
Wissensgemeinschaften können Wissen am Leben erhalten, im Gegensatz zu Datenbanken oder Manuals. Die impliziten Elemente von Wissen werden erhalten und weitergegeben bzw. den lokalen Nutzungsbedingungen angepasst. Von daher sind Wissensgemeinschaften auch ideal, neue Mitarbeiter einzuführen, anzulernen und Erfahrungen weiterzugeben.
Wissensgemeinschaften entwickeln Kompetenzen weiter, tragen neueste Entwicklungen in die Organisation hinein. Wissensgemeinschaften sind oft schneller und weniger schwerfällig als Geschäftseinheiten. Dieses Gefühl, ganz vorne an der Front neuester Entwicklungen mitzumischen, motiviert Mitglieder von Wissensgemeinschaften.
Wissensgemeinschaften bilden eine Heimat, stiften Identität. In Zeiten, in denen Projekte, Teams und Zuordnungen zu Geschäftseinheiten immer schneller wechseln, schaffen Wissensgemeinschaften eine längerfristige fachliche Identität für ihre Mitglieder. In Zeiten flacherer Hierarchien sind Wissensgemeinschaften ein Experimentier- und Lernfeld, in dem Mitarbeiter offen Ideen austauschen können.
// North, Klaus / Romhardt, Kai / Probst, Gilbert : Wissensgemeinschaften. Keimzellen lebendigen Wissensmanagements. Online im Internet:http://north-online.de/downloads/wissensgemeinschaften.pdf (24.06.2010)
Wissensintensive Prozesse
Ein Prozess ist dann wissensintensiv, wenn die durch ihn entstehende Wertschöpfung nur durch Befriedigung des Wissensbedarfes der Prozessbeteiligten erzeugt werden kann. Anhaltspunkte für wissensintensive Prozesse sind daher neben den oben genannten Kriterien insbesondere, Quellen- und Medienvielfalt, Varianz und dynamische Entwicklung der Prozessorganisation, viele Prozessbeteiligte mit unterschiedlicher Expertise, Einsatz von Kreativität, hoher Innovationsgrad und verfügbarer Entscheidungsspielraum.
// Gronau, Norbert / Weber, Edzard 2005: Analyse wissensintensiver Verwaltungsprozesse mit der Beschreibungssprache KMDL. In Klischewski, R.; Wimmer, M. (Hrsg.): Wissensbasiertes Prozessmanagement im E-Government. Münster: LIT. S. 171-183.
Wissenslandkarten – Einführung und Anwendung
Ist-Analysen und Bestandsaufnahmen bilden den einführenden Schritt für die Anlage von Wissenskarten. Für die Ermittlung relevanten (Kern-)Wissens ist es wie in jedem Wissensmanagement-Projekt erfolgsentscheidend, die Mitarbeiter des Unternehmens von Beginn an aktiv einzubeziehen, d.h. auch bereits in die Zieldefinition. Im Detail sind die Mitarbeiter am besten in der Lage, über ihre Informationsbedürfnisse und über die gewünschte Form der Information Auskunft zu geben. Eine mitarbeiterzentrierte Vorgehensweise trägt zudem der Tatsache Rechnung, dass Prozessdokumentation, Organisationshandbücher, QM-Dokumentationen und andere formale Beschreibungen häufig nicht die gelebte Realität eines Unternehmens abbilden und dies nicht selten aus gutem Grunde.
Da die Wissenskarten in der Regel an Wissensträger gebundenes Wissen und Aufgaben innerhalb von Geschäftsprozessen zusammenführen sollen, ist eine Identifizierung und Zuordnung der geeigneten Wissensträger in einem folgenden Schritt notwendig.
// Nohr, Holger (2000): Wissen und Wissensprozesse visualisieren. Arbeitspapiere Wissensmanagement. Nr. 1/2000. Stuttgart: Fachhochschule Stuttgart
Zielsetzungen der Wissensbilanzierung
Zum einen zielt die Wissensbilanzierung darauf ab, die Kommunikation von Organisationen mit ihrem Geschäftsumfeld zu verbessern, indem gezielt versucht wird, Informationsasymmetrien zwischen den Organisationen und ihren externen Stakeholdern abzubauen. Zum anderen soll durch die Wissensbilanzierung das intellektuelle Kapital einem systematischen Management zugänglich gemacht werden, wobei wieder Kommunikationsaspekte, dieses mal jedoch intern zu Managern und Mitarbeitern, eine Rolle spielen. Inwieweit sich diese unterschiedlichen Zielsetzungen, vor allem die interne Management- und die externe Kommunikationsperspektive vereinbaren lassen und was dies für Konsequenzen hat, soll im Folgenden diskutiert werden.
Zielgruppe für die Kommunikation immaterieller Faktoren mittels der Wissensbilanz können alle Stakeholder einer Organisation sein. Die in der Praxis veröffentlichten Wissensbilanzen zielen meist auf die in den Ausgangssituationen skizzierten Zielgruppen: Investoren, Eigner, Banken sowie aktuelle als auch zukünftige Kunden, Mitarbeiter und Kooperationspartner. Problematisch gestaltet sich der Umstand, dass jede Zielgruppe eine andere Art von Information über die Organisation benötigt. Eine stringente Darstellung in nur einem Dokument, das ggf. an den Geschäftsbericht angehängt wird, wird durch die bisherigen Instrumente nicht erreicht.
Neben Inhalt und Gliederung spielt die graphische Aufbereitung eine wichtige Rolle, um die gewünschte Botschaft ansprechend zu verpacken. (...) Schwachstellen und Potenziale aufzudecken, um den angestrebten Erfolg zu maximieren, ist das zentrale Anliegen der Wissensbilanz in der Managementperspektive. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die möglichst detaillierte Erfassung der erfolgskritischen immateriellen Faktoren, deren Zusammenhänge untereinander und die zu erwartenden Auswirkungen. Dies ist deshalb besonders wichtig, da das Management dieser Faktoren oft mit erheblichem Aufwand verbunden ist, der im Sinne einer Investitionsrechnung nur Sinn macht, wenn er einen zu erwartenden und nachweisbaren Nutzen in Bezug auf den angestrebten Erfolg bringt. Erst dieser Wertschöpfungszusammenhang macht transparent, wie wichtig eine Ressource für die Organisation ist, mit welchen Unwägbarkeiten bei deren Entwicklung und in welchen Zeithorizonten mit Veränderungen zu rechnen ist. Auch wenn der valide Nachweis der Ursache-Wirkungszusammenhänge schwierig bleibt, wurden doch in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte diesbezüglich erzielt. Momentan wird an diesem Punkt international mit Hochdruck gearbeitet, so dass in den nächsten Jahren Vorschläge zu erwarten sind. Die hier zu entwickelnde Methode soll einen Vorschlag zur Lösung dieses Problems bieten.
// Alwert, Kay 2005: Wissensbilanzen für mittelständische Organisationen. Entwicklung und prototypische Anwendung einer geeigneten Implementierungsmethode. Diss. TU Berlin 2005.
Aktuell
Das Lehrbuch "Wissensmanagement in der Veranstaltungs- branche" von Prof. Siegfried Paul und Thomas Sakschewski ist im Springer | Gabler Verlag erschienen.
Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche
Handbuch der Erlebnis-Kommunikation – Grundlagen und Best Practice für erfolgreiche Veranstaltungen
Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche ist ein Beitrag in dem 2016 erschienenen Sammelband Ulrich Wünsch (Hg.): "Handbuch der Erlebnis-Kommunikation – Grundlagen und Best Practice für erfolgreiche Veranstaltungen" im Erich Schmidt Verlag.
Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein Verbundbegriff, der unterschiedliche Fachdiskurse mit ihren jeweiligen speziellen Ansätzen und Methoden zusammen führt. Er dient der Verständigung, der Vernetzung und der Orientierung (Kahl 2008, S. 1ff.). Ulrich Grober erklärt den bemerkenswerten Erfolg des wenig attraktiven Kompositum aus „nach“ und „haltig“ durch sein Doppelleben zum einen als politischer Begriff und zum anderen als allgemeiner Sprachgebrauch mit der Wortbedeutung nachdrücklich, dauerhaft oder intensiv (Grober 2010, S. 17). Der Begriff der Nachhaltigkeit durchdringt heute jeden möglichen Lebensbereich: Strukturen, Verwaltungen, Entscheidungen, ein gesellschaftspolitischer Meinungsbildungsprozess oder das Handeln im Alltag werden auf ihre Nachhaltigkeit überprüft. Es lässt sich kaum ein Produkt oder eine Dienstleistung finden, dass nicht unter dem weit auskragenden Dach der Nachhaltigkeit entwickelt, vermarktet, diskutiert wird. Nachhaltigkeit ist ein Megatrend. Da sind sich bei allen Unterschieden in der Schwerpunktsetzung und Betitelung – Blue Economy, Smart City, Urban Gardening, Neo-Ökologie, Corporate Social Responsibility, Green Revolution, Energiewandel, Climate Change – alle Autoren einig. So regelmäßig der Begriff der Nachhaltigkeit in ganz unterschiedlichen Kontexten verwandt wird, so häufig ist er Anlass für Missverständnisse und folgt lediglich einem indifferent, allgemeinen Wortgebrauch ohne weitere Differenzierung.