Seite: 14 von 15 | Zitate 66 bis 70 von 75

Gehe zu Seite 1 | zurück |

Wiki als sozialer Informationsraum

Die freie Editierbarkeit von Inhalten ist das charakteristischste Merkmal der Wiki-Software. Wikis unterliegen keiner Kontrolle. Autoren haben die Freiheit, die Seiteninhalte zu ändern und eigene Pfade (Links) anzulegen und so den Kontext der Inhalte anzupassen. Der Autor kann selbst entscheiden, wann er auf andere bereits bestehende Inhalte oder auf noch nicht vorhandene Inhalte verweist.
Fehlende Inhalte können zu einem späteren Zeitpunkt externalisiert werden, aber bereits im Vorfeld wird der Informationsbedarf offen gelegt. Aufgrund ihres einfachen Prinzips der Verarbeitung und Verlinkung von einzelnen Seiten eignen sich Wikis hervorragend, um nicht-hierarchische Informationssammlungen in virtuellen Wissensgemeinschaften kollaborativ online zu erstellen und zu verwalten. Ein zentraler Vorteil ist, dass durch die einfache Verlinkungsmöglichkeit komplexe Texte weitestgehend redundanzfrei erzeugt werden k?nnen. Jedes Wiki besitzt eine Versionsverwaltung, durch die alle vorausgegangenen Versionen einer Wiki-Seite gespeichert sind. Diese Funktion ermöglicht, dass alle Änderungen in Wiki-Seiten dokumentiert werden und falls erforderlich ursprüngliche Inhalte wiederhergestellt werden können. Die Seiten innerhalb des Wikis sind mit Hilfe von Namensräumen gruppiert. So können beispielsweise Benutzer-, Diskussions- und interne Administratorseiten definiert sein. Der Hauptnamensraum besteht aus den Wiki-Artikeln.
Wikis verführen nicht zum passiven Informationskonsum wie das herkömmliche Web, sondern regen zum aktiven Informationsaustausch an. Die Funktionen der Software f?ördern die soziale Akzeptanz durch den Nutzer. Ein Wiki wird hier als sozialer Informationsraum verstanden. Aufgrund von internen Fluktuationen und externen Störungen ist dieser Informationsraum einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen. 

// Müller, Claudia 2007: Analyse von Wiki-basierten Netzwerken für betriebliches Wissensmanagement. To be Published in the Proceedings of Conference on Networks (Netzwerktagung). Frankfurt/M., 2007.

Wirksamkeit organisationaler Lernprozesse

Die Wirksamkeit organisationaler Lernprozesse bemisst sich an den Ergebnissen, die diese in den organisationalen Wissensbeständen hinterlassen, versucht also die Nachhaltigkeit und die Reichweite organisationalen Lernens zu beeinflussen.
Um die Nachhaltigkeit organisationalen Lernens zu erhöhen, müssen Lernprozesse von der "Proto-" auf die "Deutero-Ebene" gehoben werden. Der dazu notwendige Einbau einer Reflexionsschleife über den basalen Lernprozess kann beispielsweise durch ein wissensbezogenes Controlling  oder die Bilanzierung des "Intellectual Capitals" erreicht werden. Flankierend können 'reflexionsdienliche' Strukturen wirken. Dazu gehören v.a. netzwerkartige Organisationsformen, in denen nicht nur die zu lösenden Aufgaben, sondern aufgrund der veränderungssensiblen Kopplungsbeziehungen immer auch die Form der Aufgabenlösung thematisiert werden. Ein weiteres Ziel von Managementinterventionen, die die Wirksamkeit organisationalen Lernens gestalten, kann dessen Bedarfsgerechtigkeit sein. Dabei wird an der Reichweite kollektiver Lernprozesse angesetzt und situationsgerechte Weichenstellungen f?r inkrementale oder fundamentale Veränderungen getroffen. Unserer Meinung nach werden in der praxisbezogenen Besch?ftigung mit organisationalem Lernen einseitig Lernprozesse im "double-loop" präferiert. Inkrementale Lernprozesse bergen zwar das Risiko, dass zugunsten kurzfristiger Lösungen an der Oberfläche der organisationalen Bekenntnistheorien die m?glicherweise notwendige grunds?tzliche Revision von Gebrauchstheorien vernachlässigt wird. Zu oft wird aber übersehen, dass die vollständige Reformulierung der kollektiven Wissensbestände nur unter besonderen Umständen sinnvoll ist: In jedem Fall müssen Informationen vorliegen, die dazu angetan sind, das organisationale Selbstverständnis in Frage zu stellen. Andernfalls wären Transformationen nicht nur ineffizient, sondern sogar kontraproduktiv, denn gerade fundamentale Veränderungen destabilisieren eine Organisation erheblich.
Berücksichtigt man diese Aspekte, bleibt die Gestaltung bedarfsgerechter Lernprozesse nicht mehr eine Frage der erfolgreichen Intervention in eine einzelne Komponente organisationalen Lernens. Vielmehr m?ssen alle Komponenten in genau die Konstellation gebracht werden, die den Eintritt des angestrebten Lernergebnisses verspricht. Es geht also um die Gestaltung des gesamten Verlaufs organisationaler Lernprozesse.

// Klimecki, R. G. / Laßleben, H. / Thomae, M. 1999: Organisationales Lernen. Ein Ansatz zur Integration von Theorie, Empirie und Gestaltung. Management Forschung und Praxis. Nr. 26 (1999). Universität Konstanz

Wissen als Treiber eines individuellen Autonomiegewinns

Wissen ist eine Produktivitätsreserve des Einzelnen und damit gleichzeitig die bedeutsamste individuelle Ressource in gesellschaftlichen Verteilungskämpfen. Bildung und Lernen sind die beiden Themen, die vieleicht am maßgeblichsten zu dieser Neukonturierung des Verst?ndnisses von Wisssensgesellschaften beigetragen haben. Sie bilden sozusagen das vermittelnde Glied zwischen einem gesellschaftlichen Autonomieanstieg (durch gesteigerte Wissenspotenziale) und neuen individuellen Autonomieanforderungen. Immer wiederkehrendes Motiv in dieser Auseinandersetzung ist die Aufwertung des einzelnen Subjekts: als Aneigner von Wissen und als  Wissensverwerter. Inzwischen bilden Konzepte wie "Lebenslanges" und "Selbstgesteuertes Lernen" das Zentralgrundgerüst  bei der Thematisierung von Wissensgesellschaften. (...) Die Regie über individuelle Lebensverlaufs- und Mobilitätsmuster führen die handelnden Individuen. Erfolg und Versagen sind demnach kein soziales Schicksal mehr.

// Bauer, Ullrich 2006: Dominoeffekte sozialwissenschaftlicher Fehldiagnose in Bittlingmayer, Uwe / Bauer, Ullrich (Hrsg.) 2006: Die "Wissensgesellschaft". Mythos, Ideologie oder Realität?. Wiesbaden: VS Verlag. S. 227f

Wissens-Overkill

Wissenseingabe und -abfrage  sind der eine Aspekt des Wissensmanagements. Wissensspeicherung und -bewahrung sind der andere. Die Gefahr bei der Wissensbewahrung besteht in erster Linie darin, dass ein Wissens-Overkill entsteht. Je mehr Wissen bewahrt wird, um so größer kann der Ballast werden, um so geringer die Relevanz des bei einer Suche aufgefundenen Wissens. Es ist daher entscheidend, das Wissen so zu strukturieren, dass ganz gezielt und spezifisch gesucht und aufgefunden werden kann.

// Sommerlatte, Tom 2001: Wissen teilen und bewahren: Wie man für das Unternehmen eine Win-Win-Situation schafft in Antoni, Conny Herbert / Sommerlatte, Tom (Hrsg.): Spezialreport Wissensmanagement. Düsseldorf: Symposion Verlag. S. 66.

Wissensbilanz

Der deutsche Name „Wissensbilanz“ ist das äquivalent der ursprünglich englischen Begriffskombination „Intellectual Capital Statement (ICS)“ oder „Intellectual Capital Report". Der Begriff ist Ende der 90er Jahre in Österreich entstanden. In den letzten Jahren hat er auf Grund des starken Einflusses des in Österreich bereits in Kraft getretenen Gesetzes zur Wissensbilanzierung sowie der gleichnamigen Benennung der deutschen Initiative „Wissensbilanz – Made in Germany“ weite Verbreitung gefunden. Dies bestätigen auch die Ergebnisse einer Praxisstudie des Fraunhofer IPK 2004. Die Untersuchung ergab, dass 90 Prozent der Organisationen aus dem deutschsprachigen Raum, die einen Bericht über ihr Intellektuelles Kapital vorlegen, den Begriff Wissensbilanz verwenden. Eine Wissensbilanz ist dennoch keine Bilanz im klassischen finanziellen Sinne mit monetären Beträgen auf einer Aktiv- und Passivseite so wie sie von Luca Pacioli im 15. Jahrhundert im Rahmen der kaufmännischen Buchführung angedacht wurde. Sondern es werden ganz im Sinne der zweiten Wortbedeutung des Bilanzbegriffes Zielerreichungen bilanziert. Die Wissensbilanz gibt dabei, wie andere Bilanzarten auch, (laut Duden, Anm. d. Verf.) „einen abschließenden Überblick“ über Ergebnisse und Veränderungen in einem speziellen, für die Geschäftstätigkeit wichtigen, Bereich und ergänzt dadurch den „klassischen“ Jahresabschluss um zusätzliche Informationen.

// Alwert, Kay / Bornemann, Manfred / Will, Markus 2008 : Wissen - Made in Germany: Leitfaden 2.0 zur Erstellung einer Wissensbilanz. Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. S. 53

zurück |

Aktuell


Das Lehrbuch "Wissensmanagement in der Veranstaltungs- branche" von Prof. Siegfried Paul und Thomas Sakschewski ist im Springer | Gabler Verlag erschienen.

Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche

Handbuch der Erlebnis-Kommunikation – Grundlagen und Best Practice für erfolgreiche Veranstaltungen

Nachhaltigkeit in der Veranstaltungsbranche  ist ein Beitrag in dem 2016 erschienenen Sammelband Ulrich Wünsch (Hg.): "Handbuch der Erlebnis-Kommunikation – Grundlagen und Best Practice für erfolgreiche Veranstaltungen" im Erich Schmidt Verlag.


Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein Verbundbegriff, der unterschiedliche Fachdiskurse mit ihren jeweiligen speziellen Ansätzen und Methoden zusammen führt. Er dient der Verständigung, der Vernetzung und der Orientierung (Kahl 2008, S. 1ff.). Ulrich Grober erklärt den bemerkenswerten Erfolg des wenig attraktiven Kompositum aus „nach“ und „haltig“ durch sein Doppelleben zum einen als politischer Begriff und zum anderen als allgemeiner Sprachgebrauch mit der Wortbedeutung nachdrücklich, dauerhaft oder intensiv (Grober 2010, S. 17). Der Begriff der Nachhaltigkeit durchdringt heute jeden möglichen Lebensbereich: Strukturen, Verwaltungen, Entscheidungen, ein gesellschaftspolitischer Meinungsbildungsprozess oder das Handeln im Alltag werden auf ihre Nachhaltigkeit überprüft. Es lässt sich kaum ein Produkt oder eine Dienstleistung finden, dass nicht unter dem weit auskragenden Dach der Nachhaltigkeit entwickelt, vermarktet, diskutiert wird. Nachhaltigkeit ist ein Megatrend. Da sind sich bei allen Unterschieden in der Schwerpunktsetzung und Betitelung – Blue Economy, Smart City, Urban Gardening, Neo-Ökologie, Corporate Social Responsibility, Green Revolution, Energiewandel, Climate Change – alle Autoren einig. So regelmäßig der Begriff der Nachhaltigkeit in ganz unterschiedlichen Kontexten verwandt wird, so häufig ist er Anlass für Missverständnisse und folgt lediglich einem indifferent, allgemeinen Wortgebrauch ohne weitere Differenzierung.